Tunesien - Im Schatten eines Panzers

Bei der Quad-Tour in die Wüste Tunesiens ist Lilly froh über den ersten Stopp auf dem staubigen Weg, um ihr Handgelenk durchzuschütteln und ihr afrikanisches Tuch ums Gesicht zu wickeln, da es Sand und Staub von den Reifen des Vordermannes voll in die Augen pustet. Nach etwa einer Stunde Fahrt machen sie auf einem Plateau Halt, haben faszinierenden Blick über die weite, flache Umgebung und mitten in dem Nichts befindet sich wie eine kleine Oase ein Bistro mit gekühlten Getränken.

 

Es macht schon Spaß in der Wüste zu sitzen, wie in einem Western die Quads vor dem Saloon zu parken und auf den Tisch zu hauen, aber sie möchte hier nicht zurückgelassen werden. "Ist das ein deutscher Panzer?", wundert sich Lilly, wie dieser verrostete, Metall-Kampf-Container mitten in die tunesische Wüste kommt. Die motorisierte Karawane hält an, einige laufen zu Fuß zum Panzer, einer klettert durch die Luke in das hässliche Ding.

 

Sam und Lilly müssen auch hin, entdecken auf der Rückseite einen weißhaarigen Mann im schmalen Schatten des Gerätes sitzen. Seine dunkle Gesichtshaut unterm weißen Turban ist ledern und zerfurcht und Lilly überlegt, wie er hier hin gekommen ist, was er isst oder trinkt. Die anderen rufen zur Weiterfahrt und starten ihre Quads. Der Mann lächelt und winkt. Abends hat sie Muskelkater im Handgelenk und mietet sich gleich in der Lobby einen Mietwagen für die nächsten Tage.

 

Es geht zum Aquapark, wo Seelöwen ihr Publikum in einer freundlichen Mit-mach-Show erheitern, sie füttern in einem Safaripark Gazellen, suchen nach Skorpionen, fotografieren Minarette, sehen Skelette und Werkzeuge aus der Altsteinzeit, besuchen archäologische Stätten wie die Ruinen von Karthago, entdecken antike, römische Bauten, gönnen sich Meeresfrüchteteller, schreiten durch Kathedralen und das Stadttor Porte de France, erfrischen sich an Wasserfontänen vor dem steinernen Bogen.

 

"Sieht gut aus, wenn sich französische und arabische Einflüsse vermischen.", findet Lilly nach Tagen neuer architektonischer und kulinarischer Eindrücke. Als es dunkel wird, fällt ihr auf, dass der Zeiger ans Ende der Benzin-Reserveanzeige gerutscht ist - zum Hotel sind es noch viele Kilometer. Die nächste Bank und Tankstelle liegen in entgegengesetzte Richtung.

 

"Es bringt nichts, zu tanken und dann nimmt er nur Cash.". Lilly steuert die Geldstelle mitten auf einem großen, freien Stadtplatz an. "Ich sehe keine einzige Frau hier.", stellt Lilly fest, als sie im Dunkel durch Massen von lauten, arabischen Männern fährt. "Egal, ob demokratisch oder nicht, Frauen und Kinder dürfen trotzdem nichts."

 

"Was machst du?", lacht Sam, als sie mit dem Auto über flache Treppen direkt zum Geldautomat fährt, rasch die Tür öffnet, fast im Sitzen Geld behebt, die Tür hinter sich verriegelt, sich durch eine enge, holprige Seitengasse aus dem Staub macht. "Glaubst du, ich lasse dich alleine im Auto sitzen und spaziere im kurzen Badekleid mit Bargeld in der Hand über diesen Markt?"