Tunesien - Zweimaster und Strandverkäufer

Sams Traum geht in Erfüllung - sie stechen von der Nordküste Tunesiens in See in einem der drei stilechten Piratenschiffe, mit großen Segeln an hölzernen Masten, die im Hafen auf ihre abenteuerlustigen Gäste warten. Der Kapitän ist der einzige, der jeden einzelnen Passagier in seiner schicken, weißen Uniform begrüßt, alle anderen sind richtige Originale in ihren Piratenlumpen, Tüchern am Kopf, langen Säbeln in der Hand und natürlich ein paar ledernen Beutel mit Goldmünzen drinnen am Gürtel.

 

Dies alles lässt ein Kinder-Piratenherz zu Zeiten, wo der sympathische Vollzeit-Gauner der Meere Jack Sparrow die Leinwände und TV-Bildschirme in Beschlag nimmt und Stil, Ausdruck und Humor einer ganzen Ära bestimmt.

 

Es wird gesungen, gemeutert, mit dem Wasserschlauch die Menge erfrischt und auf Masten geklettert, es gibt Essen im Unterdeck vom Schiffskoch und einen Piraten-Club-Song, die Segel am Dreimaster gehisst, die Freiheit am offene Meer genossen. Die Sonne brennt aufs Schiffsdeck, die Wasseroberfläche glitzert, während die drei Schiffe mit sehr großem Abstand nebeneinander den Ozean erobern.

 

"Wie tief das Meer hier wohl ist?", überlegt sie in einem ruhigen Moment und besorgt sich eine Schwimmweste für ihren Sohn, als sie sieht, wie er mit einem dicken Matrosen am Holz-Geländer des Schiffes für ein Foto posiert. Als der Ozean zum Schwimmen freigegeben wird, ist sie die Erste, die von einem Brett hüpft, das unter Deck aus einer schmalen Tür geschoben wird.

 

Eine Zeit lang plantscht sie herum, genießt die Abkühlung, bis ihr Gedanken an Hai- und Tintenfische kommen, klettert wieder hoch ins Schiff. Wer noch nicht nass ist, wird vom Ersten Matrosen nochmal in großem Stil mit dem Wasserschlauch abgespritzt, bevor alle drei Schiffe, die sich mit ihrem dunkelbraunen Holz und den weißen Segeln vom intensiven Blau des Meeres abheben, zurück steuern.

 

Am nächsten Tag wird relaxt. Da die Koffer schon gepackt sind, aber sich nicht mehr schließen lassen, weil viel eingekauft wurde, hat Sam eine Idee, die er am Strand umsetzt. Er baut mit viel Ausdauer am Sandstrand so weit vorne am Meeresufer einen Verkaufsstand auf, dass die Spaziergänger ihn sehen müssen. Die farbigen Tücher wehen, sein arabischer Kinderanzug mit den lustigen Schuhen liegen auf dem Tischchen mit großen Muscheln beschwert, die er gesammelt hat, die vielen Bändchen hängen an einem Holzstab neben den beiden Badetüchern. Er wartet.

 

Lilly beobachtet ihn von der Sonnenliege aus. Hin und wieder kommen Touristen näher, staunen, lächeln, gehen dann weiter. In regelmäßigen Abständen bleibt bei ihm einer der flinken, jungen, tunesischen Strandverkäufer stehen, raucht die andere Hälfte seiner Zigarette, plaudert auf arabisch, was Sam dann nicht versteht, deswegen cool die Füße am Tisch legt und sich zurücklehnt. Sie bringt ihm ein Käppi und ein Getränk. "Und wie läufts?". "Da kann ich lange lieb schauen, die Damen haben alle kein Geld in ihren Bikinis eingesteckt."