ein tag im louvre

 

"Guck mal, von hier sieht man dahin, wo wir vor zwei Stunden waren.", lacht Lilly, als sie zum Fenster rausguckt, und die andere Seite der Fassade des Louvre, der ehemaligen Residenz französischer Könige, sieht. "Genau da. Ich glaub, heute brauchen wir uns nichts anderes mehr vornehmen.", resigniert sie aufgrund der Tatsache, dass sie erst durch einen Bruchteil der prachtvollen Räume des drittgrößten Museums der Welt, in das hauptsächlich Napoleon Kunstwerke geschleppt hat, die er auf seinen kriegerischen Raubzügen anderen Ländern klaute, geschlendert sind und der Vielfalt an weltberühmten Bildern, alleine hier den 7500 Gemälden, von denen sie immer gehört und geträumt hat, hier zu sehen sind.

 

 

Gerne würde sie diese ein wenig länger auf sich wirken lassen, hat aber zwei Tempomacher an ihrer Seite. Das Parkett ist Luxus pur und intakt, glänzt und knarrt nicht so viel wie in Wiener Schlössern. Viele ihrer Langzeit-Freundinnen sind hier an Bord: Mona Lisa, Venus von Milo, Nike, Amor und Psyche. Dazu passen die französischen Kronjuwelen, die ein Augenschmaus sind an Pracht, Verarbeitung und Edelsteinen. Als sie die Saphire der Königin Amalia sieht, guckt sie kurz zufrieden auf ihren Saphir-Ring, in dem die Geburtsdaten ihrer Erstgeborenen eingraviert sind und es wird ihr warm ums Herz.

 

 

Sie arbeiten sich durch die riesigen Räume immer weiter in diesen begehbaren Tresor mit hochgepriesenen und hochpreisigen Kunstwerken aus aller Herren Welt, wo man zwischendurch fast denken könnte, die sind angekauft, aber spätestens im Untergeschoß steht eines fest: "Jetzt weißt du, warum Ägypten arm ist. Die Schätze ihrer Ahnen, die sie heute schon reich gemacht hätten, liegen hier."

 

 

Lilly ist fasziniert und schockiert zugleich. "Grabraub ist Diebstahl. Ganz einfach. Die sollten das alles zurückgeben.". Ihre Kinder sind natürlich begeistert von den Schätzen. Es gibt Werkzeuge, Schmuckstücke, Figuren, Hausrat, Schüsseln, Gefäße, uvm. und dies alles von Kulturen erstellt, die vor tausenden Jahren ihre Hochzeit in Afrika hatten.

 

 

Während Sam im siebten Himmel ist, kommt Lilly die Galle hoch. Sie überschlägt im Kopf den Eintritt von 15 Euro x  10 Millionen Besucher im Jahr. Damit kann man in den letzten 50 Jahren schon mal Ägypten saniert haben.

 

 

"Da ist der ganze Merchandising-Kram und die Übernachtungseinnahmen noch gar nicht dabei.", murmelt sie vor sich dahin und versucht sich ihre Empörung nicht anmerken zu lassen. Je weiter sie in die Ausstellung vordringen, umso mystischer wird es und bald stehen sie vor den ägyptischen, farbig bemalten Mumienbehältern - einige sind geöffnet. Sam findet einen liegenden, in dem die Mumie gleich noch drinnen liegt.

 

 

"Schon gespenstisch.", kommentiert ihre Tochter den runzligen, gut erhaltenen afrikanischen Körper, der auf ewig unter Glas bestaunt wird. Doch der Atem bleibt ihnen endgültig weg, als sie die Sphinx entdecken, die in einem eigenen Raum majestätisch im Keller schlummert.