Einladung NACH MUMBAI

 

 

Mit ihrer neuen Bekanntschaft, die sie bei einem der "Full-Moon-Clubbings" kennengelernt hat, die gerade so hype sind rund um die Jahrtausend-Wende, sitzt Lilly bei ihrem Lieblings-Chinesen und nach lecker Essen, einer sehr humorvollen, lauten Unterhaltung ganz nach ihrem Geschmack und einem kurzen Saki wird die Rechnung gebracht. Sie kommt ins Gespräch mit dem Besitzer des Restaurants, während Andre seine Karte aufs Tablett legt. "Meine Onkel velkauft Kuh-Felle."

 

 

Er hat mitgehört, als wir uns lautstark über den einen oder anderen Schwank aus Andres Karriere als Unternehmer mit seiner "Leder-Company" unterhielten. "Gute Qualität? Ja, kann er mir gleich mal 5000 Kilo schicken.", erwidert Andre begeistert, da es in Indien keine einzige Kuh-Haut zu erstehen gibt, er diese aus China importieren muss.

 

 

Lilly nascht ihre Früchte in Honig, überlegt, ob sie lieber die Lychees mit Vanilleeis nehmen hätte sollen - am liebsten beides, bis die Karte wieder zurückkommt, dabei ein Kärtchen des Lederhändlers und sie bemerkt wie sehr ihr seine unternehmerische, spontane Handschlag-Mentalität gefällt.

 

Alle sind zufrieden und nicken mit den Köpfen. Das Handy brummt, er entschuldigt sich und auf Englisch beginnt die nächste lautstarke Unterhaltung. "Er möchte dich gerne kennenlernen.", lächelt sie Andre an. "Wer?", wundert ich Lilly. "Mein Partner in Indien.". "Du brauchst flache, feste Schuhe - da musst du über Leichen steigen.". "Hab ich nicht, aber ich komm trotzdem mit. Wie soll das ablaufen?"

 

 

"Ich organisiere das und melde mich.", lächelt er gut gelaunt und Lilly weiß, wenn er das so sagt, meint er es auch so. Er muss weiter zum Flughafenzoll, um seine Lieferung im Container in Empfang zu nehmen. Witzig an ihm ist: Er hat keinen Führerschein, stattdessen einen Chauffeur, was für oberösterreichische Verhältnisse ein bisschen crazy ist. Sie verabschieden sich und beim Heimweg durch die Passage, fährt sie mit der Rolltreppe in die erste Etage, denn da gibt es flache, feste Schuhe.

 

 

Lange stöbert sie zwischen Sneaker, Tods und Stiefletten, die natürlich viel zu warm wären um den Fuß, schließlich ist dort um die Jahreszeit das Wetter ein wenig anders, als bei uns. Doch in einer Reste-Ecke findet sie im Sale schwarze, robuste Plateau-Sandalen, auch noch genau in ihrer Größe. "Ha! Schnäppchen!", freut sie sich. Es dauert nicht lange und die Tickets für den Flug stecken im Postkasten.

 

 

Wie alle anderen europäischen Touristen, schnappt sie erst mal durch die feuchte, heiße Luft, die ihr beim Verlassen des klimatisierten Airports in Bombay entgegenschläft wie eine dicke Wand nach der nicht vorhandenen Frischluft. Da steht Ashley, Andres Geschäftspartner, der die beiden vom Flughafen abholt und ihnen nach einer sehr herzlichen Begrüßung durch die staubige und trübe Hitze eine weiße Tüte mit einer Flasche drinnen entgegenhält. "Water?". Lilly lacht: "Wodka? Jetzt schon?". Alle sitzen schnell im Auto, weil es klimatisiert ist.