ELEFANTEN-GÖTTIN

 

 

Das ist sie nun, die berühmte Göttin Shiva. Lilly steht vor einer in Stein gemeißelten, tanzenden Figur, die sie weit überragt und ist begeistert davon, was Menschen alles einfällt, um sich Lebensraum zu schaffen. In einen Felsen gehauene Paläste mit Figuren, Säulen und Bildern nehmen die Blicke auf dieser kleinen, grünen Insel in Besitz. Eine Fähre hat sie direkt vom Gate of India dahingebracht und es ist der ganze Tag Zeit Harrison Ford zu spielen und verborgene Schätze in geheimen Tempeln zu finden.

 

 

Am Eingang gibt es aber keine Fallen, Treibsand, Speere, die sich ins sie bohren beim Betreten oder Falltüren kurz vorm Ziel. Ungehindert kann sie sich mit ihren Mit-Touristen Zugang zum UNESCO-Weltkulturerbe aus den Jahren 500 nach Chr. verschaffen. "Buhh!". "Musst du mich so erschrecken?". Er lacht, weil sie sich so intensiv in der Mystik der Höhlen verliert. "Jaaa. Ich dachte nicht, dass es so eine Filmkulisse in der Realität existiert.", rechtfertigt sie ihre Faszination für die in Stein gehauenen Tafeln und Statuen.  

 

 

Archäologische Funde auf der Elephanta-Insel weisen sogar auf noch frühere Kulturen 200 Jahre vor Chr. hin. Lilly steht vor einem eigenen Raum, den zwei Statuen bewachen, überlegt, mit welchen Werkzeugen oder Gerätschaften, die Bewohner der Insel vor 1500 Jahren einen Felsen aushöhlen konnten und wo sie das Geröll hingeschafft haben.

 

 

Sie ist sich sicher, dass sie diesen Schrein nicht alleine betreten wird, weil sie immer noch damit rechnet, dass sich irgendwo ein Gitter schließt oder ein großer Stein vor den Ausgang rollt und sie schmächtig für ihre Sünden büßen muss. Außerhalb gibt es noch andere Höhlen und interessant ist, dass diese spirituellen Plätze - eigentlich hinduistisch gedacht - auch buddhistisch und christlich genutzt wurden.

 

 

Auf den Steintafeln sind sowohl weibliche als auch männliche Götter sehr schön geformt herausgearbeitet, die vielleicht einfach nur die erwachsenen Nachkommen eines sehr mächtigen Herrschers waren und verewigt wurden.

 

 

Sie würde gerne noch länger auf den historischen Treppen, Wegen an sumpfigen Gewässern, mystischen Steintempeln der Elefanten-Insel und der Aussichtsterrasse herumwandern, doch leider legt die letzte Fähre zurück in die Millionenstadt Mumbai gleich ab und bei der Rückfahrt ist sie ein anderer Mensch geworden, als sie beim Hinfahren war. Sie möchte diese wunderbaren Entdeckungen mit ihren Kindern teilen, die aber nicht hier sind.

 

 

Sie verlegt den Rückflug vor und nachdem sie das 5921zigste Gate am Frankfurter Flughafen nicht rechtzeitig findet, muss sie vier Stunden auf den nächsten Flug warten, während sie quer über die blauen Sitze in der Wartehalle liegt, sich über Freiheit, Friede und Sauberkeit freut. Schon sehr bald wird sich der Sessel in das klare Wasser eines österreichischen Gebirgsees verwandeln, an dem sie mit ihren Töchtern von Elephanta am anderen Ende der Erde träumen wird, an die sie die vielen Mitbringsel erinnern.