MULTIKULTURELLER BALKANSTAAT

 

 

Das Gebiet, durch welches Lilly gerade mit dem Zug in die Sommerfrische ans Meer fährt, führt durch ein Land mit drei Religionen, zwei Alphabeten, fünf Sprachstämmen und einer sehr langen Mittelmeerküste und ebenso langen Revierkämpfen um Bodenschätze und fruchtbares Land untereinander.

 

 

Sie hat ihren Pass in der Tasche und gewechselte Dinar für Imbiss und Bustickets und beim Blick aus dem Fenster verändert sich nach der Passkontrolle die Umgebung mehr ins einheitlich Grüne und die Stimmen im Zug erzählen sich Sachen, die sie nun nicht mehr versteht, weil sie sich mehr als: ´Jedan, twa, tri, Magaraz si di.", "Doberdan" und "Dobernoje" nichts gemerkt hat bisher. Es wird alles ein bisschen militärischer und strenger, die Landschaft dafür sattgrün, hügelig und sie meint, dieselben großen Blätter der Weintrauben, die sie auch zuhause hat, auszumachen an großen Weinhängen.

 

 

Die Häuser zieren jedoch weniger schicke Fassadenfarben, aber es ist auch nicht alles so zu asphaltiert. Und je näher sie Rijeka kommen, desto intensiver wird das Blau des Himmels. Hier sind kleine Häusergruppen direkt in den Felsen zum Meer eingebaut und die sehen selbst aus wie Steine in sandbeige, auch vereinzelte Häuser sind mitten in der Landschaft zu erspähen. "Wie kriegen die ihre Sachen da hin?". Sie wundert sich, wie einfach das Leben sein kann.

 

Vom Hauptbahnhof in der City wandern sie auf Pflastersteinstraßen an sehr historischen Gebäuden vorbei bis zum Busbahnhof und kaufen Tickets nach Pula. Zwischen drinnen wird sie von ihrer Mutter immer wieder aufgefordert auf Englisch kleine Dinge zu erledigen, was natürlich stolz macht, wenn der erlernte Wortschatz auch nützlich ist. In Rijeka wurden von Archäologen Spuren bis ins Steinzeitalter zurück gefunden.

 

 

Wie Rom ist auch diese Stadt von Hügeln umgeben bzw. auf diesen erbaut und später konnte sich ein Hafen an der Adria entwickeln. Die Römer hinterließen von der Zeit ab 180 v. Chr. Ruinen von Thermen, natürlich ein Tor, Teile einer Stadtmauer und römischer Häuser, die heute noch zu besichtigen sind. Lilly interessiert sich für den Eisladen in der bezaubernden Altstadt und mit dem Eis in der Hand schlendern sie durch den Markt voller Gemüse, Salat und riesigen, blauen Weintrauben. Irgendwo sieht sie ein Schild mit Habsburger, bringt in Erfahrung, dass Istrien lange Zeit zu Österreich gehörte.

 

 

Lilly mag Busfahren nicht so sehr, ist froh über einen Halt bei einem Bistro und großen Parkplatz auf einer Anhöhe, wo es einen Ausblick auf Küsten und Meer gibt. "Deswegen ist der Himmel so blau hier.", bemerkt die 12jährige als sie das Deep Blue vor sich sieht. 

 

"Es sieht jedenfalls tief aus.". Sie wirft Steinchen über den Hang, bis der Bus-Chauffeur zur Abfahrt ruft, sie wieder auf ihren engen Platz zurückmuss, diesmal rückt sie ans linke Fenster, damit sie die Aussicht auf die glitzernde Wasseroberfläche genießen kann. Die Straße schlängelt sich auf einer breiten Küstenstraße, direkt am Hang entlang.