amerikanische strandfreundschaft

 

Sie hat inzwischen so lange Haare, dass sie ihr hinten in der Jeans stecken, wenn sie die Hosen hochzieht beim Ankleiden. Umso wohler, weil nicht ganz so ohne alles, fühlt sie sich, wenn sie am Strand im Leoparden-Bikini und dem Wallehaar in der Gischt der seichten Wellen spazieren geht und sich über Felsen kämpft, weil sie sehen will, was dahinter liegt.

 

 

"Die nächste Bucht.", freut sie sich. "Was dachtest du, was kommt? Wollen wir die Insel umkreisen so?", lacht ihr Mann auch und macht Fotos vom Karibiktraum, wo an den Sandstränden die Palmen oft so schräg wachsen, dass man darauf sitzen und die Seele baumeln lassen kann. Ebenso halten sich dort im Schatten der Palmen eine Menge einheimischer Frauen auf, die anderen Zöpfchen flechten und Lilly mit ihren Kindern winken.

 

 

Sie hat gelesen, dass Barbados völlig verweist, weil die ursprünglichen Insulaner aufs Festland flüchteten oder als Sklaven von den Spaniern auf andere Inseln für Plantagenarbeit gebracht wurden, im 16 Jahrhundert von den Briten übernommen wurde. In den kommenden 400 Jahren wurde die Insel mit afrikanischen Sklaven aus Irland und anderen britischen Inseln besiedelt und die Wirtschaft mit der Produktion von Rohrzucker angekurbelt. 

 

 

"Bei mir würden die drei Tage flechten.", ist sie sicher, aber die Mädchen mit ihren schulterlangen, lockigen Haaren sind sofort von den bunten Bändchen und Zwickerchen die das Geflecht abschließen und gegeneinander klackern, begeistert. Die Frauen bieten auch Kokos-Getränke und Snacks an und Lilly beginnt mit einer Frau aus San Franzisko an zu plaudern, deren Tochter ebenfalls am Kopf bearbeitet wird mit einer Kokosnuss mit Trinkhalm in der Hand. "Ein Bild für Götter."

 

 

"Ja, Frisörsaloon á la Barbados.". Sie erzählt Lilly, dass sie gerne die Ferienzeiten verbringt, da ihr Mann früher Diplomat im Konsulat auf der Insel war. Als die drei Mädchen endlich aufstehen dürfen, hält sie nichts vom Meer zurück. Schon nach kurzer Zeit haben sie zwei Sandburgen aufgebaut, diese mit Mauern geschützt und mit Wasserleitungen verbunden.

 

 

Nach einem heißen und wunderbaren Tag senkt sich die orangerote Sonne am Horizont und versinkt langsam im ruhigen Wasser. In diesem Moment sitzen die drei nebeneinander mit ihren bunten Rasta-Beads, den Schaufeln in der Hand und dem Blick zum Meer in ihrer Burganlage. Lilly hält dies mit einem Schnappschuss fest, die Kleinere kommt zurück und zieht sich schon längst an, während die beiden Strandfreundinnen noch lange ausharren.

 

 

Es scheint eine Herausforderung, sich zu verabschieden. "Was war denn noch so wichtig, dass ihr euch nicht losreißen konntet?", fragt Lilly neugierig, als sie der Vierjährigen ihr Sommerkleid über den Kopf zieht und die Sandalen verschließt. "Nichts Besonderes. Wir haben in den Burgraben gemacht, weil wir noch nicht wegwollten.". "What? Zusammen?", schmunzelt Lilly über die lustigen Dinge und Entscheidungen, mit denen Freundinnen im Kindergartenalter beschäftigt sind.