propellermaschine in venezuela

 

 

"Ich möchte auf die Cayman-Islands.". Die junge Frau im Reisebüro steht auf, sucht auf der Weltkarte an der Wand, wo diese sein könnten. Lilly würde am liebsten aufstehen und gehen. "Das kann doch nicht wahr sein, was macht die in einem Reisebüro?", fragt sie sich jedoch, ob es denn nicht reisen ihre Leidenschaft sein sollte, bei so einer Tätigkeit. Sie beobachtet, wie die jetzt mit dem Zeigefinger zwischen Südamerika und Mittelamerika hin- und herfährt.

 

 

"Hätten sie eine Alternative?", unterbricht sie die peinliche Situation, da die Frau noch sehr jung ist. "Wie wäre es mit Barbados?". Sie greift zu einem der Reisekataloge mit der Aufschrift ´Karibik`, schlägt weiter hinten eine Seite auf und schiebt diesen über den großen Schreibtisch. Lilly ist begeistert. "Gut.". Es wird Zeit für ein wenig Abwechslung nach Haus-Renovierung und dem zweiten Kind. "Klären sie den Rest mit meinem Mann.". Sie schiebt seine Handynummer und die Reisepässe über den Tisch und geht rasch an die frische Luft.

 

 

Gerade eben hat sie ihm das erste Handy zum Geburtstag geschenkt. Da die ganze Verwandtschaft anwesend war und im umgebauten, an Haus und Garage angrenzenden Holzschuppen gewartet hat, musste sie sich etwas einfallen lassen. Sie borgte sich von der Mutter ihres Stiefvaters ein Huhn - also Hendl, sprich Händi - und verpackte dies, bevor er nach Hause kam in einen Karton, wo draufstand: "HBD-dein erstes Handy."

 

 

Auf Stroh und ein paar Körnern hielt es sogar halbwegs ruhig und flatterte ihm dann überraschend gegen die Brust und die Menge lieber Gäste rund um ihn, hatte ihren Spaß und klatschte. Er willigte ein, obwohl es natürlich eher expensiv war als cheap. Bald darauf fliegen sie bis Venezuela, staunen über das intensive Blau des Meeres und Weiß des Strandes, die dunkle Hautfarbe der Menschen und über die kleine Flugmaschine, die sie nun weiter nach Barbados bringen soll.

 

 

"Ich weiß nicht so recht.", zögerte Lilly mit ihren zwei Mädchen an der Hand und widersteht der Versuchung ihre Familie zu einem Abstecher zum Orinoco-Fluss, den Wasserfällen, nach Caracas oder einer Urwaldexpedition zu verleiten. "Wie lange fliegen wir denn mit diesem Gerät?"

 

 

Es war kein Fehler, sondern Realität. Ein wenig enger zusammengerückt, als sie es normalerweise gewöhnt ist, hebt der Pilot mit dieser Propellermaschine an der Küste Venezuelas ab und in kurzer Zeit landen sie auf der ehemals britischen Kalkstein-Plateau-Insel im Süden der Kleinen Antillen in der Karibik.

 

 

Da sie nun seit fast 18 Stunden unterwegs sind, werfen sie die Reisetaschen einfach auf die King-Size-Betten, lassen den Pool links liegen und suchen den Strand, wohin sie über eine Inselstraße müssen - umso größer die Freude darüber und so schön war noch nie ein "Ins-Wasser-Laufen" mit den Kindern an den Händen und Salzwasser im Gesicht. Sie kommen gerade richtig für einen fantastischen Sonnenuntergang, der die karibische Sonne, wie ein rubinrotes Juwel ins Blau des Meeres versinken lässt.