anflug auf rom

 

 

 

Die Dämmerung kündigt sich über den Wolken an. Es war gar nicht so leicht, ihre Lieblingssongs von den Schallplatten auf die Kassette zu überspielen, aber es reicht, um in ihrem blauen Walkman verschiedene Lieder im Ohr zu haben, die die Stimmung beschreiben, zB. Irgendwann bleib i dann durt oder Über den Wolken.

 

 

Nun wird es ernst. Sie ist immer noch beeindruckt von ihrer Begegnung mit Luciano Pavarotti, guckt auch in den Sitzreihen, ob sie die anderen beiden Tenöre wo findet, aber es bleibt bei diesem einmaligen Ereignis mit dem Jahrhundert-Sänger, der die Oper nicht nur mit seiner Stimme populär macht, sondern auch mit jeweiligen Verbindungen mit anderen Sängern, auch anderen Stilrichtungen.

 

 

Sie weiß nicht so recht, wie sie ihre Bewunderung aufgrund der Sprachbarriere ausdrücken soll und belässt es bei einem einfachen "Ciao.". "Was wohl ein Klang aus seiner Kehle wert ist?". Beide setzen zu Höhenflügen in ihrem Leben an - er wird vor 500000 Menschen singen, was einzigartig sein und bleiben wird und sie hofft, dass ihre nette Gastfamilie Citoni sie auch wirklich am Flughafen in Rom abholt.

 

 

Treppe runter, über den lauten Platz zum Eingang, Richtung Ausgang und da stehen sie alle zusammen nicht zu Übersehen am Gitter und suchen Lilly mit ihren Augen und einem Schildchen in der Hand. "Oh Mann, die sehen alle glücklich aus.". Sie freut sich, weil sich die Familie so freut - ihre Vorgängerin muss einen guten Eindruck hinterlassen haben und sie fragt sich, ob sie diese Fußstapfen ausfüllen kann.

 

 

"Ciao, Lilly.", ruft die Mutter und die beiden Mädchen laufen auf sie zu - jede greift einen Arm und es fühlt sich an als hätten die Handschellen beidseitig ´Klick´ gemacht. "Enrica.", heißt die Kleinere. Lilly hat recht und macht sich beliebt. "Ciao, Barbara.", reicht sie der Größeren die Hand. Signora Citoni ist genauso herzlich und die Nana erst. Diese ist definitiv die Mutter des Mannes, der korrekt und seriös wirkt. "Ja, warum nicht?". Sie herzt alle nacheinander und ist gespannt, wie es weiter geht.

 

 

Sie versteht kein Wort, obwohl sie ehrlich vorher das Spanisch-Lehrbuch durch ein kleines Italienisch-Reiseführer-Lexikon ersetzt hat. Die sprechen einfach so schnell, dass sie auch Vorarlbergerisch reden könnten - keine Chance. Sie beruhigt sich: "Deswegen macht man ja so etwas, um die Sprache zu lernen.". Ihre Aufgabe ist nun mit den beiden Mädchen Deutsch zu sprechen, damit die dessen Wortschatz mächtig werden.

 

 

Familie Citoni hat vorgesorgt - ein Rollwagen für den Koffer wartet und der wird ihr abgenommen, während die Kinder auch auf den Wagen hüpfen. Vor dem Flughafen-Ausgang steht das Auto des Vaters und die Oma verabschiedet sich. Nach einer sehr langen Fahrt vom Randgebiet ins Zentrum Roms, an einer halbmondförmigen Zufahrtsstraße wird Lilly in das luxuriöse Apartment in den oberen Stockwerken eines rostroten Hochhauses gebeten, in ihr Zimmer gebracht, wo sie den Inhalt des Koffers gleich im Schrank verstaut. "Angekommen."