herrschaftliche bekanntschaft

 

 

Lilly hat sich Informationen über Aupair-Stellen zukommen lassen und Kontakt zu einer jungen Wienerin hergestellt, die gerade nach einem Jahr von ihrer Familie in Rom zurückgekommen ist und diese jetzt dringend Ersatz für sie suchen. Sie füllt den Fragebogen aus und alles scheint bestens, außer, dass sie den Führerschein schon ein Jahr lang besitzen sollte, was natürlich nicht so ist - sie hat noch nicht mal den Prüfungs-Termin.

 

 

Trotzdem bringt sie die Informationen nach Wien, wo sie sich im Café Hawelka nahe dem Bahnhof mit der Blondine trifft und diese mit einem positiven Eindruck dort zurücklässt, weil sie wieder zum Zug muss. Ihrem Plan nach müsste sie jetzt auch noch ihren Urlaub aufbrauchen, damit sie sich am Tag der bestandenen Abschlussprüfung ihrer Ausbildung gleich verabschieden kann.

 

 

Sie spricht das mit ihrem Personalchef ab, dem sie die letzten drei Jahre ihre Zeugnisse präsentieren musste, sich so manchen Kommentar - zum Glück mit Humor - zu ihren Stenografie-Noten anhörte. Sie hat ihm dann erklärt, dass dieses Fach längst überholt ist und bald aussterben wird, wie ein Dinosaurier Rex und er findet wiederum, dass sie ihrer Zeit voraus ist.

 

 

Sie hat drei Wochen Urlaub, den sie in Griechenland verbringt und sich damit für ihre Ausdauer und Durchhaltevermögen in den letzten Jahren belohnt - auch im Gepäck die teuren Lehrbücher für die Fahrschul-Prüfung. Der Termin ist am Mittwoch nach ihrer Rückkehr und wenn alles gut geht, ist der Führerschein Freitag Vormittag abholbereit. Dies wird auch ihr letzter Arbeitstag und der Abflug ist um 17 Uhr abends.

 

 

Als sie in Griechenland ankommt, würde sie gerne für immer da bleiben, so schön ist das Meer und die Natur drum herum. Am Pool hört sie Depeche Mode und für leckere Mahlzeiten ist gesorgt - was jedoch dann wirklich für immer dortbleibt, sind ihre Lehrbücher, die sie nicht einmal aus der Schublade des Nachtkästchens geholt hat.

 

 

Zum Glück kann sie sich bereits ausgefüllte Unterlagen ausborgen und ist fit beim Test. Es kommt der berüchtigte Fahrprüfer zu ihnen, der schon berüchtigt Generationen das Leben schwer macht, doch sie ist ausgerüstet mit Wissen, Fahrkönnen, gebräunter Haut und passend zu seinem Ruf - einem Minirock. Zur Freude ihrer Mitstreiterinnen setzt sie sich gleich rechts vom ihm und darf als Erste ihren Fragebogen ziehen, den sie mit einem Lächeln überfliegt, da sie ja kurz Zeit hat, bis die anderen so weit sind.

 

 

"Autsch.". Lilly merkt, dass sie eine Frage schon mal hintenanstellen muss, da sie nicht gleich die Lösung parat hat. Er sieht es ihr scheinbar am schlechten Pokerface an und fragt freundlich: "Willst du einen anderen Bogen ziehen?". Sie möchte. "Ich? Nein, wieso? Den gebe ich nicht mehr her.". Sie legt den Bogen Nr. 27 auf den Tisch und hält ihn da fest und hofft, der Bluff geht durch. Jetzt wird sein Blick streng, genauso fies, wie es erwartet wurde: "Gut. Wenn du einen anderen gezogen hättest, wärst du gleich rausgeflogen.". "Ja. Dachte ich mir schon."