alltag in der ewigen stadt

 

 

Nach der Woche im Strandhaus und der Präsenz alter Zeiten geht es wieder - ohne Hund - zurück in die Millionenstadt Rom. Als sie in Monte Sacro eintreffen, merkt Lilly an der Melodie der Gespräche, dass sich die Familie wieder von dem Vater verabschieden muss. Abends werden die Schuluniformen, bestehend aus dunkelblauem Faltenrock, weißer Bluse und dunkelblauer Weste, Lederschuhen und passenden Socken bereitgelegt, die Schultaschen kontrolliert und die Kinder früh zu Bett gebracht.

 

 

Lilly macht sich stichwortartige Notizen und Zeitangaben auf einem mitgebrachten Block, damit sie sich das alles korrekt einprägen kann, schreibt leise in ihrem Bett mit der kleinen Nachttischlampe an die Ansichtskarten aus Ostia Antica mit dem beeindruckenden Freiluft-Theater vorne drauf an die Zuhausegebliebenen. Wenn ihr eine Karte besonders gut gefällt, schickt sie immer eine sich selber für ihre Zimmertür.

 

 

Manchmal überlegt sie, ob es nicht egal wäre, ob sie sich jetzt hier um diese Kinder kümmert oder zuhause um ihre Schwester, die ja auch erst 12 ist und nun allein zur Schule gehen, im Garten spielen und Abendessen muss. "Oder mit Oma und Opa und der Nachbarstochter.", beruhigt sie sich selbst in dem schwachen Moment.

 

 

Schreiben in Rom ist anders - auch, wenn es nur eine Karte ist, kommt sie sich in der Situation mit der kleinen Lampe gerade vor wie ein Fräulein aus dem Mittelalter, die ihre Gedanken in Briefe fließen lässt, um sie mit einem Siegel zu verschließen und der nächsten Postkutsche mitzugeben.

 

 

Sie knippst die Lampe aus. "Wieder andere Geräusche.". Sie ist die zwei Wochen in drei verschiedenen neuen Schlafstellen gewesen. Der Schlafzug fährt am Terminal ein und nimmt Lilly mit.

 

 

Der Alltag einer Schulwoche der Kinder beginnt Montag Morgen mit dem Schulweg und dieser ist nicht einfach einen kleinen Hügel rauf, um die Ecke und Tür auf, wie es bei Lilly zuhause 8 Jahre lang in 5 Minuten erledigt war, sondern... den ganzen Tag vorbereiten, da sich die Kinder in einer Ganztags-Schule befinden, die Lunchbags zubereiten, Schuluniform kontrollieren, Zöpfe flechten, Hausübungen abfragen, frühstücken, Treppen runter, Anfahrt in schlimmstem Verkehr durch halb Rom mitten ins Zentrum bis zu einer historischen Anlage mit Mauer drum herum und einem Schultor wie ein Burgeingang - aber dahinter spielen alle in gleichem Outfit im schönsten Innenhof und -garten mit Bäumen, die Schatten spenden und einigen Spielgeräten auf sandigen Wegen.

 

 

Das Schulhaus selbst sieht aus wie ein Kloster aus dem Mittelalter, doch innen moderne Tische und Türen, große Fenster, technische Raffinessen mit Schiebetüren usw. Frau Citoni ist eine quirrlige Person, die sich beim hektischen Autofahren auch noch die Mascara im Spiegel der Sonnenblenden aufträgt - während der hastigen, manchmal schleppenden, dann wieder rasanten Fahrt.

 

 

Sie spricht unentwegt und schnell, guckt auf ihre schmale Armbanduhr und lacht erleichtert, wenn wir am Ziel ankommen.