friesenland

 

 

Wer hier geboren ist, oder wohnt, mit Wind, Ozean, Sand und Sonne lebt, wird unweigerlich ein Teil davon. Man freut sich, gelegentlich City, Shopping, Menschen, Zivilisation, Gedränge, Konsumation, Aktion zu sehen, doch der schönste Moment an Ausflügen auf den Kontinent ist, wenn bei der Rückfahrt der Himmel über der Insel und dem Meer heller wird und näher kommt, bis er nach Ankunft mitsamt der salzigen Luft und der spürbaren grenzenlosen Freiheit, die jeder damit einatmet und in sich aufnimmt und klar macht:

 

 

"Ohne ein Lächeln über dein Gesicht zu zaubern, lass ich dich hier nicht rein.". Wer zum Insulaner wird, gibt einen Teil von sich auf, genaugenommen, den, welchen er sowieso nicht mehr braucht; alles Enge, Zwanghafte, Verbitterte, Gestresste, löst sich in der universellen Atemluft des behüteten Insellebens auf.

 

Wer bleibt, bekommt die Verbindung mit der Natur zurück und verinnerlicht sich diese beständig, wie das Wasser den Felsen zu einem runden Stein schleift. Unbeschreibliche Freiheit kriecht mit jedem Atemzug mehr und mehr in die Körperzellen und verwandelt jedes zerfurchte, gestresste, verlederte Stadt-Gesicht in ein pralles, glückliches Wunder der Natur. 

 

 

Nicht unbeteiligt daran, sind die Götter dieser Insel, die nicht nur Wasser, Sonne, Licht, Sand, Wind, Wellen, Salz, Muscheln, Himmel, Sterne heißen, sondern auch die vielen gutmütigen, geselligen, einladenden Gastronomen, allen voran, die beiden weißhaarigen Fisch- und Hummer-Götter, mit dem ausgeprägten Willen, alle satt zu machen, für Nachschub sorgen, zufriedenstellen wollen, wie ebenso die "Heiligen Stätten" der gut platzierten Nah-Versorger-Hallen, ohne die die Inselbewohner wieder mit Spießen und Netzen in ihren Fischerbooten zurück aufs Meer müssten und den sandigen Boden beackern und bepflanzen.

 

 

Inselkinder sprechen mit dem Wind und vermissen ihn, wenn er sich länger versteckt, laufen auch im Winter mit der knielangen Hose und T-Shirt um die Ecke zum Bäcker. Wer länger hier lebt, hat nicht mehr das Gefühl, seine Gliedmaßen erfrieren und werden unbeweglich nach zehn Minuten im Freien mit eisigem Gegenwind in den Wintermonaten.

 

 

Nun ist es so, dass Spazieren ohne schockgefrierende Wind-Böen keinen Spaß mehr macht und wir den kalten, schneidigen Nordwind suchen. Orkane tragen Namen und sind Geschwister, die mit Sandsack-Abdichtungen und sonstigen Vorkehrungen herzlich willkommen geheißen werden. Ein Jänner ohne Sturm-Böen ist wie ein Glühwein ohne Rum, wie Milch ohne Honig, wie Tee ohne Zitrone.

 

 

Dass der Regen von oben kommt, gilt als artfremdes Phänomen, welches nur die fernen Gebiete am europäischen Festland zu ertragen haben, Regenschirme sind ein antikes, nutzloses Relikt. Wenn Sonne und Mond sich abwechseln oder sich gleichzeitig die gegenüberliegenden Horizonte teilen, die Sterne und Galaxien die fantastisch klaren, dunkelblauen Nachthimmel schmücken, das nahe Universum zum Verweilen freigeben...