strandspaziergang

 

 

 

Will ein Sylter Tagesgast, in dieser meist noch triesten, mit nur sehr wenigen hellen, sonnigen Momenten, die den klaren Blick auf den beständig hellblauen Himmel über der dichten, grauen Wolkendecke freigeben, vom Spaziergang am Strand in, mit nassem Sand verklebten Sohlen der dunklen, manchmal navifarbenen, oft jedoch farbig-bunten Gummistiefel, über die kurze Treppe hoch zu Promenade, weiter über die betonierten Stufen rauf zur Einkaufsstraße, muss er sich wohl oder übel zuerst einmal vom mitgetragenen Sand-Schlamm befreien, um nicht am Holz des Aufgangs abzurutschen und das feinkörnige Etwas großzügig am Zugang zu verteilen.

 

 

Wenige stapfen mit ihren schicken Lederstiefeln am Strand, versuchen den Schuh zu retten, indem sie auf der Brüstung sitzend ihre Stiefel-Innenseiten aneinanderklopfen, doch aus den Ritzen der Nähte und unter den Sohlen der Schuheinlage bekommt nicht mal ein Profi-Tourist die feinen Körner vollständig aus dem Lauf-Werkzeug entfernt.

 

 

Während diesen der Wind die Kapuzen der Winterjacken immer wieder vom Haupthaar nach hinten in den Nacken bläst und im nächsten Moment wieder kopfüber nach vorne über den Kopf, setzt sich die eine oder andere Möwe knapp daneben auf die hüfthohe Mauer, um neugierig zu gucken, was der Mensch da nun mit seinen Stiefeln bewerkstelligt und ob er nicht doch noch irgendwo etwas Essbares in der Hand oder eingesteckt hat.

 

 

Sie kommt noch näher, um, wie im Sommer gewohnt, für ein Foto zu posieren, fliegt aber dann doch mit weitausholenden Flügelschlägen showmäßig in die Lüfte, weil ihr die Aufmerksamkeit zu wenig ist. Nicht ohne ihr markdurchdringendes Geschrei, trifft sie mit ihrer Sippe zusammen, zeigt allen dass sie nicht nur eine beeindruckend schöne Ausgabe ihrer Gattung, sondern auch ein flugfähiger Vogel ist.

 

 

So flattern die wunderbar weißen Flugdinosaurier noch einmal schreiend über die Promenade, weiter zu einem beeindruckenden Sinkflug über der Meeresoberfläche und ergattern sich das gewünschte Staunen der menschlichen Bodenkriecher, bevor sie völlig aus dem Blickfeld verschwinden.

 

Gäste oder einheimische Strandwanderer, die nun den Sand von Schuhen und zwischen den Fingern losgeworden sind, wandern langsam Stufe für Stufe hinauf zum Strandwärter-Hüttchen, passieren den Durchgang und finden sich in der normalen Welt wieder.

 

 

Hier gibt es einladende, chillige, gastronomische Ecken, die für jeden Gaumen etwas zu bieten haben. Unruhige Mädchengruppen treiben sich gegenseitig - wie eben gerade noch die Möwengruppe über ihnen - zum Shopping an, jedes Teil wird angeguckt, angetatscht, anprobiert, bevor es vorgeführt, bewertet, be- und verurteilt, wieder zurückgelegt wird. Wer es nicht ganz so eilig hat, vertreibt sich mit Schachspiel die Zeit - vom Pensionist, bis zum Jugendlichen, im Sommer auch mal ein Weltmeister. Männer sitzen, rauchen, trinken und warten.