zuwachs auf den Florida keys

"Man darf nur nicht zur Seite gucken.", bemerkt Lilly, dass ihr der Spaß an der Fahrt von einer Insel zur anderen vergeht, wenn sie sieht, dass rechts nicht viel mehr als die Autotür, ein wenig Asphalt und ein Eisenlauf zwischen ihr und dem Meer unter der Brücke ist. Sie stellt sich diese Gegend ohne Autobrücken und der alten Eisenbahn vor und es muss sozusagen das Paradies für die Ureinwohner gewesen sein, als sie mit ihren selbstgebauten Kanus und Booten hier herumpaddelten und fischten. 

Wie überall in Amerika lebten auch hier Indianer und das Leben auf einer der 200 Inseln war bestimmt dem Paradies ähnlich, da es genug zu essen aus dem warmen Meer, genug Sonne und keinen Frost, Kälte oder Schnee, dafür tropische Temperaturen, gelegentlich mal einen Hurrikan gab. Neben dem Boot schwammen sicher freundliche Delphine und die Verwandten waren auf den Inseln verstreut - hier die Oma, dort die Tante...

Sie freuen sich auf Abendessen und einen erfrischenden Cocktail in Key West. Er hält sich gut hinterm Lenkrad, da Lilly mit 19 keinen Mietwagen fahren darf. Leider darf sie ebenso wenig in die Bar im Ort, noch ein Tröpfchen Alkohol konsumieren. Der Alltags-Spaß muss also reichen und dem hat sie vielleicht bald etwas hinzuzufügen. Sie wartet heimlich im Bad des Motels die Striche am Fem-Test ab, während er Abendessen besorgt.

Irgendwie traut sie sich kaum zu freuen, aber möchte gerne, weil soviel Harmonie zwischen zwei Menschen gut einen dritten dazu vertragen kann. "Mit wem soll man sonst seine Kinder bekommen, wenn nicht mit dem absoluten großen, kräftigen, gesunden, mental gefestigten, braunhaarigen und blauäugigen  Traummann mit tollem Elternhaus und eigener Firma?". Sie lacht bei diesen Tatsachen und betrachtet sich im Spiegel: "Zeit um so richtig glücklich zu sein?"

"Tatsächlich. Das gibts doch nicht. Und nun?". Sie beginnt sich langsam und sehr angenehm zu freuen, genießt diese paar Momente, kaum erträglichen Glücks und Freude, bevor er mit vollen Händen zur Tür reinkommt. Wenn sie eines ganz sicher weiß, dass sie mit ihm niemals Hunger haben wird. "Die Zeichen stehen gut, was kann man sich mehr wünschen?". Die Freude wird so groß, dass es fast aus ihr herausplatzt - da in diesem Motel mit dem Auto vor der Tür auf den Florida Keys.

Sie guckt ihn an, ist zufrieden, legt das Test-Stäbchen auf das King-Size-Bett und will ihre Freude gern mit ihm teilen. Sie kommt sich plötzlich vor wie ein Tresor, der einen großen Schatz in sich birgt. Er ist fertig mit Essen, wirft einen Blick drauf, nicht zu sehr überrascht, eher so, als hätte er es sowieso schon gewusst. "Also ein Mädchen?", fragt er nach.

"Warum Mädchen, ja vielleicht.". "Na der Strich ist ja rosa.", betont er so, als will er sich verbergen, dass es scheint, als wüsste er schon länger genau, was kommen wird. "Dann hör ich jetzt endlich zu rauchen auf.". Er lächelt zufrieden, zerdrückt die Zigarettenpackung mit seinen kräftigen Händen, die in Zukunft viel zu tun haben werden.