dänischer leuchtturm

 

 

Von diesem Hügel mit den historischen Hebe-Geräten, an dem Lilly und ihre Tochter den traumhaften, wie bestellten, Sonnenaufgang neben ein paar anderen Naturbegeisterten genossen hat, geht es weiter zum nächsten Nahversorger, wo sich Benita nicht nur mit Brötchen und Getränk versorgt, sondern auch im Vorbeigehen mit einem dort angebotenen Eau de Toilette besprüht - welch fürchterliche Duftnote zwar nicht gut riecht, aber dafür lange anhält.

 

 

Zu dritt in einem Fahrzeug-Innenraum, ohne die Fenster jetzt unbedingt bei diesem Winterwetter öffnen zu wollen, muss sich die Duftende vorgekommen sein, wie ein frisch geputztes Bad oder so ein intensives Duftbäumchen. Leider lässt sich der Geruch auch nicht abwaschen - er hält an. Deswegen sind alle froh, als sie den nächsten Wegweiser zu "Grenen" entdecken.

 

 

"Da geht es lang. Es kann nicht mehr weit sein." freut sich Lilly und beschleunigt auf der langgezogenen Straße, hält aber überraschend bei einem rechterhand auftauchenden Leuchtturm an, vor dem ein Parkplatz anbietet, das Auto abzustellen und zu Fuß dieses Fleckchen Erde zu erkunden. Sie laufen rund um den Leuchtturm zu einem etwas versteckt gelegenen Zugang in einen kleinen ummauerten Hof, von dem aus man nach einem Aufstieg über hunderte Treppen zu einer wirklich kleinen Tür in der Spitze des Turmes gelangt, durch die man gebückt auf die Brüstung Zugang hat, die rund um die Lichtanlage führt.

 

 

Nach dem Durchzwängen steht Lilly mit einem Schritt direkt über der Nordsee. Als sie sich aufrichtet und den Kopf hebt, wird ihr erst klar, wo sie da jetzt hingelangt ist. Sie steht mit ihren zwei Mitreisenden am nördlichsten Leuchtturm Dänemarks in 46 Metern Höhe und hat den Blick frei auf die Nordsee und Ostsee, welche hier europäisches "Festland" von Skandinavien trennen. Sie kneifen aber alle drei ihre Augen zu kleinen Sehschlitzen zusammen und klammern sich an der Reeling fest, weil der Wind so eine Kraft entwickelt, dass sie sich kaum mehr gerade auf den wackeligen Beinen halten können.

 

 

"What a feeling!". Die Knie schlottern, die Oberschenkel zittern und die Hände lösen sich nicht mehr vom Gitter. "Ist wohl eine automatische Schutzreaktion des Körpers aufgrund der Höhe!", schreit sie an die andere Seite, wo sich ihre Kinder aufhalten, während ihr die Luft in den Hals bläst. Der Mutterinstinkt meldet sich auch massivst.

 

 

"Halt dich lieber fest!" ruft sie ihrem Sohn zu. "Du hast nur 40 Kilo. Eine Boe und du flatterst nach Norwegen.". Er weiß es selber auch und begibt sich, nach ein paar fast unmöglichen Selfies, weil ja keiner mehr die Hände loslassen will und das Handy auch nicht ruhig gehalten werden kann, zur winzigen Tür, die Sicherheit und Windstille verspricht.

 

 

Lilly ist ganz mulmig im Bauch und wie bei jedem neuen Erlebnis, kommen auch neue Erkenntnisse, Verständnis und Dankbarkeit. Erstens, wie kräftig Wind ist, zweitens, wie bitter ein Seefahrerleben früher gewesen sein muss, und drittens, wie schön wir es jetzt haben.