GATE OF INDIA

 

 

 

Ein kleines Mädchen mit dunkelbrauner Haut und Augen, schwarzen Locken und weißem Kleidchen hält ihr ein Sträußchen Blumen hin, dass sie aus einem Korb nimmt, in dem sie auch Blumenketten geformt hat, läuft ihr nach, als sie Andre weiterzieht. Lilly bleibt stehen, gibt dem Mädchen ihre gerade gekauftes Getränk und ein paar Scheine des indischen Geldes, welches sowieso nur hier verwendet werden kann.

 

 

Währenddessen hat Lilly noch gar nicht bemerkt, wo sie eigentlich hingelangt sind - nämlich direkt vor den karamellfarbenen, steinernen Triumphbogen am Thane Creek, der mit seinen 50 Metern Breite und 26 Metern Höhe beeindruckend auf die Ankunft des britischen Königs wartete und Jahrzehnte später (1948) die letzten Besatzungstruppen verabschiedete.

 

 

Die Statuen an den Seiten werden auch von Ringelblumenketten geschmückt. Sie halten inne, um das gewaltige und massive Gebäude zu bewundern, versuchen es in seiner ganzen Größe zu fotografieren, was nicht gelingt.

 

 

Nach dem touristischen Ausflug geht es weiter zu einem bewachten Apartmenthaus. Sie werden angemeldet, fahren ins Penthouse. "Wow.". Lilly ist sprachlos aufgrund der palastartigen Ausstattung der Etage. Weißer Marmor am Boden, den Wänden, als Arbeitsflächen, in den Bädern, beleuchtet von mehrflammigen Kristalllüstern.

 

 

Ein riesiger Tisch aus edlem, dunklen Holz mit Intarsien-Schnitzereien und langen Sesselreihen entlang seiner Tischkanten, als auch an den Seitenwänden  fangen den beeindruckten Blick und stellen dem Geist die Frage, wer hier wohl sitzen soll. Andre wirkt anders als sonst, ein wenig nervös, sieht sie an, macht mit seinen Händen beschwichtigende Bewegungen.

 

 

Ein ihm scheinbar bekannter, indischer Mann in teurem Massanzug, seidiger, rosafarbener Krawatte, hellbrauen, glänzend polierten Lederschuhen betritt das kreisrunde Eingangsfoyer mit sternförmig angelegtem Marmormuster in der Mitte, über dem ein goldener Luster die Sonne ersetzt, flankiert von zwei anderen Männern. "Ich muss mich kurz unterhalten.", entschuldigt er sich von Lilly und tritt ihm still entgegen. Der andere nickt, reicht ihm sehr europäisch die Hand, legt seine andere dann auf Andres Hand und begrüßt ihn mit der gewohnten indischen Mischung aus distanzierter Höflichkeit und tiefer, echter Herzlichkeit.

 

 

Sie tauschen kurz ein paar Floskeln aus, wenden sich dann Lilly zu. Sie steht da, wie ein wildes Zebra, weiß nicht so recht, was sie nun sagen oder tun soll - egal, Andre erledigt das - stellt sie vor und spricht scheinbar ein paar Worte über sie, alle lächeln. Die beiden Männer verschwinden, der erhabene Inder gewährt mit einer einladenden Handbewegung Einlass zum großen Tisch. Lilly dreht sich um und schreckt zurück. Mit großen Augen sieht sie die zwei Inder und zehn schwarze Säcke auf den Sesseln an der Wand sitzen, die sich erheben und verbeugen, als sie näherkommen. Es sind seine beiden Brüder, zwei Schwägerinnen, vier Schwestern und seine vier Frauen.