die Hündin an der promenade

 

 

Es ist so weit: der Fußmarsch zur beeindrucken Steinfestung am Hügel über dem Hafen von Marmaris beginnt. Dieser führt anfänglich parallel zum Meer an Kiosken und Eisläden die Bucht entlang, bevor er durch die Altstadt mit vielen Souvenirshops und idyllischen Restaurants, einem überdachten Shopping-Bazar, zum Stöbern einlädt und dann auf Pflastersteinen steil ansteigend an entzückenden Häuschen vorbei führt. Ein weises, türkisches Mütterchen zieht sie an die Schlüsselanhänger und Postkarten.

 

 

Lilly gefallen die blauen Eulenaugen und sie verspricht am Rückweg einzukaufen. Die Frau wird lauter, nimmt ihre Hand, blickt auf die Handlinien und sagt irgendetwas auf Türkisch, bevor sie ihr einen der Anhänger in die Handfläche drückt und ihre Finger darum verschließt. "Ja. Danke. Vielen Dank.". Sie gehen weiter Richtung Festung und Lilly würde gerne wissen, was sie gesagt hat.

 

 

Das historische Gemäuer Marmaris Kalesi hat einiges zu bieten. Stilecht stehen in den Schießscharten schwarze Kanonen, die aufs Meer zielen, es gibt viele Steintreppen, Ecken und Etagen und von einer Plattform an einem Türmchen lässt sich auf das Mittelmeer und die Meerenge sehen, wo die Schiffe durch müssen, wenn sie anreisen. Samuel tobt durch das Kastell und ist sichtbar zufrieden, scheinbar da zu stehen, wo sich Elizabeth ins Meer fallen lässt und gekämpft, verteidigt, angegriffen und geschossen wird.

 

 

Natürlich beobachten sie original die Zufahrtswege in den geschützten Hafen und versuchen Piratenschiffe am Horizont zu erkennen, doch irgendwann geht auch dieser Besuch zu Ende. Sie kaufen noch ein Spielkartenset in der schmalen Gasse, schlendern an der Promenade direkt am dunklen, ruhigen Meer in der beleuchteten Bucht. Bei einem Teppichhändler bewundern sie die handgemachten Kunstwerke.

 

 

Es stellt sich heraus, dass er sie versteht, weil er ausgewanderter Österreicher ist - es gibt Pfefferminztee auf Silbertablett in kleinen Teegläsern, naturtrüben Apfelsaft aus dem Kühlschrank in dem gemütlichen Verkaufsladen, der bis auf den letzten Zentimeter mit Teppich-Knüpfwerk zugehängt und ausgelegt ist, während sie auf kleinen, rustikalen Holzhockern sitzen und sich abenteuerliche Geschichten von Innsbruck und den Bergen erzählen. 

 

 

Sam ist müde und will nach Hause getragen werden, als plötzlich eine große Hündin mit voller Geschwindigkeit auf sie zu- und Sam superschnell wie Flash die gerade Straße davonläuft. Hinter ihm glüht der türkische Asphalt. "Die will nur spielen!", ruft sie ihm nach, aber er ist weg. Die dunkelbraune Labradorhündin hat tatsächlich eine Plastikflasche im Maul und wirft sie Lilly vor die Füße - bellt laut.

 

 

"Ja. Ok! Versteh schon.". Die Flasche fliegt, Hund läuft nach, immer wieder, so toben sie bis zum Hotel. Dort springt die Hündin auf eine der Sonnenliegen und streckt sich seitlich aus. Vom Balkon aus beobachtet sie der Pirat und ist schon im Bett, als Lilly die Treppe raufkommt. "Gut gemacht, Hündin."