sunsplash & kingston

 

 

In der dritten Woche erfährt Lilly vom Sunsplash Festival. "Ich werde nicht genau jetzt nach Hause fliegen.". Sie verlängert für eine Woche. Tickets mit Shuttleservice zum Festivalgelände besorgt ihr der Hausrasta Derreck. Zuvor geht es nach Kingston, der Hauptstadt Jamaicas, die leider an der anderen Ecke der Insel liegt.

 

 

"Für ein Wirtschaftszentrum ist es ganz schön schmutzig hier.", bemerkt Lilly während sie auf staubigen, meistens unbefestigten Straßen schlendert, wo Damen in bunten Gewändern und großen Ohrringen Körbe auf dem Kopf tragen. Sie kommt sich ziemlich fremd vor mit ihrer europäischen, sportlichen Kleidung. Es gibt viele Straßenläden mit frischem, exotischem Obste und eine Zugverbindung von Kingston nach Montego Bay, die seit dem Jahre 1845 besteht, mit einem historischen Bahnhofsgebäude.

 

 

Bei 30 Grad Hitze will sie sich in einem Supermarkt abkühlen und ein Getränk besorgen, wird aber wieder hinausgebeten - erst als sie ihre Schultern bedeckt hat, darf sie ins Kühle. Der Hafen ist der siebtgrößte der Welt, obwohl es scheinbar gute Wirtschaft mit Zuckerrohr und Kaffee auf der Insel gibt, sind doch tagsüber auffällig viele Männer tatenlos auf den Straßen zu sehen. 

 

 

"Endlich Sunsplash!", freut sich Lilly als sie mit einigen anderen Touristen im Shuttle nach Montego Bay anreist, sich über Klänge von Ziggy Marley und Maxi Priest und vielen Bands, die sie nicht so kennt, freut. Im hinteren Bereich wird in Metalltonnen gegrillt und das Fleisch schmeckt original jamaikanisch. Sie deckt sich in den Buden mit typischen Rasta-Souvenirs mit Bändchen, Kettchen und kleinen Lederbeuteln ein. Die Stars selber tanzen nach ihren eigenen Gigs zu den Songs ihrer Kollegen vor der Bühne ab.

 

 

Sie imitiert die Dance-Moves der vielen Rastafarians rund um sie, die sich alle stundenlang in den Off-Beat fallen lassen. So beherrscht sie nach kurzer Zeit die rhythmischen, weitausholenden Verrenkungen mit gebeugten Knien und versucht die Morgendämmerung, die sich hinter der großen, schwarzen Bühne ankündigt zu ignorieren und den Aufruf ihres Busfahrers.

 

 

Als nach einem erholsamen Nickerchen am Sandstrand vor ihrem Hotel die Lebensgeister wieder erwachen, die jedoch ein Regenguss mit lautem Donner und Blitz begleitet, sieht Lilly eine kleine Yacht im Ozean vorm Hotelstrand ankern. Von Partystimmung und Lichtern auf dem Boot lässt sie sich dazu hinreißen im Regen raus zu schwimmen. Die Leute am Boot winken und rufen ihr zu. Sie schwimmt schneller: "Wenn sich die so freuen."

 

 

Das Meer unter ihr wird außerhalb der Eingrenzung des Badeabschnittes plötzlich tief und unruhig und sie bekommt ein eigenartiges Gefühl. Als sie näher an die Yacht kommt, fällt ihr auf, dass die Leute nicht "Hello!" rufen, sondern "Stay there!". Entweder gibt es Strömungen, Haie oder es sind die Blitze gefährlich im Wasser. Sie klettert die schmale Leiter hoch und wird mit einem Handtuch und erleichterten Gesichtern empfangen. Die Party geht weiter.