HAUS IN DER MITTELMEERBUCHT

 

 

 

Ein Linienbus bringt Lilly und ihre Mutter fast bis zum Haus der Mutter und Schwester des Freundes, in dem sie ihre Ferien verbringen wird. Die Landschaft ist sehr

mediterran: sandiger, staubiger Boden statt saftiger Erde, auf dem nur vereinzelt Grashalme wachsen, darauf Pinienbäume, die ihre langen Nadeln verlieren, die dann in die Sandalen rutschen, unfertig wirkende Straßen aus hellem Beton ohne befestigtem Rand und Kies, der sich durch die Sohlen drückt, doch der Himmel hat ein eigenartig schönes Blau, weil nur wenige Meter eine wunderbare Mittelmeerbucht hinterm Haus liegt, wohin ein Weg durch ein Pinienwäldchen führt.

 

 

Überall, wo ein grüner Busch zu sehen ist, blühen auch rosa Blumen, die wunderbar süß duften. Die Treppen zum Haus sind zwar da, aber ohne irgendwas - also kein Geländer oder Fliesen, daneben geht es in den Halbstock nach unten. Nach den paar Stufen rauf zur Haustür gibt es Blumenkistchen mit duftenden Geranien.

 

 

Sie treten ein und Lilly ist gleich willkommen, obwohl sie nun kein Wort versteht, aber zumindest anhand der Mimik und Gestik kann sie ein wenig merken, was Sache ist.

 

 

Zuerst gibt es eine Jause und Getränke, dann wird für Lilly ein Tagesbett vorbereitet, wo sie gleich mal bei warmen Temperaturen und lautem Grillenzirpen einschläft nach der langen Anreise. Morgens ist ein Gedränge im Bad, aber zum Frühstück gibt es dieses Weißbrot mit heller, weicher Kruste und fluffigem Inhalt, der in der Hand zerbröselt und darauf legt sich Lilly feine Butterscheibchen die sie so wenig wie möglich draufdrückt, damit die Brotscheibe heil bleibt und darauf eine Schicht vom weißen, süßen Brotaufstrich, der in Österreich nicht in den Regalen zu finden ist.

 

 

Das Beste an diesem Frühstück sind jedoch die frischen Früchte, das leckerste davon: die saftigen, roten Wassermelonen-Stücke. Mit bereits aufgeblasenen Luftmatratzen und Badetüchern unter den Armen spaziert sie hinter ihrer Mutter durch das Pinienwäldchen mit mehr Piniennadeln in den Sandalen, als am staubigen Waldboden, doch was sie nicht erwarten konnte, ist dass sie nur noch ein paar Felsbrocken von der Meeresbucht trennen.

 

 

Sie klettern über die grauen Riesen, wo sich von den Besuchern schon ein schmaler Trippelweg gebildet hat. Es ist zwar ein steiniger Strand, der sich im Wasser am Grund mit Sand vermischt, aber aufgrund dieser weißen Steine schimmert das Wasser transparent, türkis und verläuft dann mit zunehmender Tiefe in ein sattes Blau - typisches Mittelmeerblau.

 

 

Das wichtigste Accessoire ist hier ab jetzt eine gut aufgeblasene Luftmatratze, denn sonst liegt es sich nicht so gut auf den Steinchen - hin und wieder finden Sonnenanbeter eine sehr flache Stelle an Felsen, die sich zum Liegen und Aufwärmen nach dem Schwimmen nur mit einem Handtuch eignet und heiß begehrt sind - das zweitwichtigste sind Getränkeflaschen, Brötchen, Weintrauben zum Naschen und ein Buch oder Magazine, damit der Tag bis zum Sonnenuntergang nicht zu lange wird.