die Nordküste barbados

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Am hoteleigenen Pool albern sie mit den pinken Flamingo- und grünen Insel-mit-Palme-Luftmatratzen herum. Lilly und ihre Familie hat inzwischen so gebräunte Haut, dass ihre Augen und Zähne strahlen und sie mit dem dunklen Haar und Zöpfchen den Einwohnern ähneln. Es ist eine angenehme Hitze - genau richtig. Zwischendurch gibt es alle paar Tage einen 5-Minuten-Regenguss, der warm und erfrischend zugleich ist und die Tropfen am heißen Asphalt sofort trocknen.

 

 

Die Kinder auf dem Spielplatz im Ort tragen hübsche, einheitliche Schuluniformen mit dunkelblauen Schulabzeichen-Polos, bordauxfarbenen, knielangen Faltenröcken oder Shorts und Socken in Lederschuhen. Die Haare sind geflochten oder sehr kurz rasiert. Lilly stöbert in einem klimatisierten Laden nach Obst, Getränken und Knabbereien und Magazinen, kommt mit Bananen, Seven Up, den ihr unbekannten Skittles, einem Heft mit den britischen Royals am Titelbild wieder raus.

 

 

"Diana trägt immer so große Hüte.", plaudert sie mit ihren Töchtern, während ihr Mann beschließt, ein Auto zu mieten, um die Insel zu erkunden. Lilly ist Fan der britischen Royals, blättert das Magazin durch, während die bunten Bonbons ihren Zahnschmelz killen. "Es ist das einzige Land mit einer Frau an der Spitze der Kirche.", erzählt sie ihren Mädchen.

 

 

Kurz darauf cruisen sie an der Uferstraße knapp neben dem Atlantik mit karibischer Sonne und dem Himmel über den Köpfen, vorbei an Strandhäusern, weißen Stränden, Einfahrten zu Golfplätzen, Palmenwäldern und Surf-, Segel-, und Yachtclubs. Das Meer und der Strand entfernen sich ein wenig, die Straße führt unentwegt leicht bergauf.

 

 

Die Straße wird schmäler, die Luft rauer, die Häuser vereinzelter. Die Straße wird zu einem Weg und der Weg ist bald zu Ende. Die zwei Spuren aus sandigem Kies verlaufen sich in eine Wiese zwischen grauen Felsen. Sie stellen den Mietwagen ab und gehen zu Fuß weiter. Nach ein paar Metern wird der Wind sehr heftig und reißt Lilly fast um. Sie kehren in eine kleine Hütte ein, wo sie von einer Blondine im California-Style in Bikini und Shorts Marke Surfer-Typ freundlich begrüßt werden. Es gibt Getränke und Snacks aus dem Kühlschrank hinter ihr.

 

 

Die Innenwände des Raumes sind mit Visitkarten aus aller Herren Länder beklebt, auf die manche einen schriftlichen Gruß hinterlassen haben oder eine gekritzelte Zeichnung, die das Jahrzehnt verrät, in welcher die Karte stammt. Manche Personen stehen hinter der Hütte, halten ihre Tücher, Hüte und Kappen fest. Lilly ist neugierig läuft auch hin. Einen Meter vor ihr fällt die Küste steil in den stürmisch hochpreschenden Atlantik. Sie kann gerade noch ihre lebendige Klettermaus stoppen, die auf die Brüstung hüpfen will.

 

 

Unbeabsichtigt sind sie an die Nordküste Barbados gelangt. Vor und unter ihnen türmt sich der Ozean wild an dem senkrechten Felsen auf, um dann mit Tosen wieder nach unten zu fallen. Die schroffe, stürmische Atmosphäre wirkt abstoßend und abenteuerlich zugleich.